Der Glasmurmelsammler. Roman by Cecelia Ahern

Der Glasmurmelsammler. Roman by Cecelia Ahern

Autor:Cecelia Ahern [Ahern, Cecelia]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104014241
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2015-11-17T16:00:00+00:00


18

Murmelspiele: Wunderkerze

»Hallo«, sagt eine Frauenstimme zu mir. Die Frau sitzt auf einem Stuhl neben mir, aber ich habe sie bisher gar nicht wahrgenommen, nicht einmal einen leeren Stuhl habe ich vorhin bemerkt, aber plötzlich ist sie da.

Die Sonne scheint wieder, das Naturereignis ist vorüber, alle haben ihre albernen Brillen abgesetzt, ich ebenfalls, obwohl ich mich nicht daran erinnern kann. Ich fühle mich wie meine Ma in ihren letzten Jahren, schusselig und vergesslich – vor allem, was ihre Brille anging –, wo sie früher im Kopf immer so fit war. Dieser Teil des Altwerdens gefällt mir überhaupt nicht, ich war immer stolz auf mein gutes Gedächtnis. Vor allem Namen und Gesichter konnte ich mir gut merken, ich konnte jederzeit abrufen, wie ich jemanden kennengelernt hatte, wo wir uns das erste Mal begegnet waren, welche Gespräche wir geführt hatten, und wenn es um eine Frau ging, auch was sie angehabt hatte. Manchmal funktioniert es noch so, mein Gedächtnis, aber nicht immer. Ich weiß, so etwas gehört zum normalen Alterungsprozess, und ich weiß auch, dass der Schlaganfall das Seine getan hat, aber wenigstens kümmert man sich hier um mich – wenn ich mich bei der Arbeit an Dinge erinnern müsste und es nicht könnte, wäre das viel schlimmer. Auch das passiert manchen Leuten, und das würde mir überhaupt nicht gefallen.

»Hallo«, antworte ich der Frau höflich.

»Alles gut?«, fragt sie. »Du siehst ein bisschen bekümmert aus, hoffentlich war das gerade kein schlimmer Anruf.«

Ich blicke auf meine Hände hinunter und sehe, dass ich noch mein Handy in der Hand habe. »Nein, überhaupt nicht.« Stimmt das? Wer war es überhaupt? Denk nach, Fergus. »Es war meine Tochter. Ich hab mir Sorgen um sie gemacht, aber es geht ihr gut.« Leider kann ich mich nicht mehr richtig daran erinnern, worüber wir gesprochen haben, ich hab mich danach in einem Tagtraum verloren, aber mein Gefühl ist, dass es in Ordnung war, dass mit Sabrina alles in Ordnung ist. »Warum denken Sie, dass ich traurig war?«, frage ich.

»Weil dir Tränen über die Wangen liefen«, antwortet sie leise. »Ich hab mich hierhergesetzt, weil ich ein bisschen besorgt war. Aber wenn du willst, kann ich auch wieder gehen.«

»Nein, nein«, sage ich schnell, denn ich möchte nicht, dass sie geht, und versuche, mich angestrengt zu erinnern, warum ich traurig war, als ich mit Sabrina gesprochen habe. Ich schaue zu Lea hinüber, die mich beobachtet, dann hinauf zum Himmel, und mir fallen der Mond ein und die kleinen Mondmurmeln, die in Leas Grübchen passen würden, und dann erinnere ich mich an die Murmel in Sabrinas Nase und erzähle der netten Frau die Geschichte. Mit einem leisen Lachen erinnere ich mich an Sabrinas entschlossenes Gesicht als Zweijährige, rote Wangen, eigensinnig bis dorthinaus. Nein zu allem und jedem. Jetzt täte sie gut daran, dieses Wort wieder zu lernen, wo sie den ganzen Tag den drei Jungs nachläuft.

Die Frau macht große Augen, als wäre sie erschrocken.

»Oh, keine Angst, wir haben die Murmel wieder rausgekriegt. Meiner Tochter geht es gut.«

»Es ist nur, dass … die Murmelgeschichte …« Sie scheint ein bisschen durcheinander zu sein.



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